Wasserkraft in Ausserrhoden

    Aktuell und künftig braucht die Schweiz Kapazitäten für die Stromproduktion. In Ausserrhoden wurden Wasserkraftwerke saniert und eine neue Anlage sogar in Betrieb genommen. 

    (Bild: Amt für Umwelt AR) Das Kraftwerk Talmühle in Herisau wird wieder in Betrieb genommen.

    Wasserkraft ist eigen: Dabei gilt es nämlich, vieles zu beachten. Natürlich muss Energie produziert werden. Aber auch die Natur hat einen Schutzanspruch. Dazu kommen noch zahlreiche Regulierungen, die auch erfüllt werden müssen. Der Newsletter vom Amt für Umwelt des Kantons Appenzell Ausserrhoden zeigt ein eindrückliches Beispiel, welche Abwägungen notwendig sind.

    Während zwischen dem Wasserabfluss und dem Laufen der Turbinenräder grundsätzlich ein direkter Zusammenhang besteht, lässt sich dies für die Arbeiten im Hintergrund nicht behaupten. Denn wenn die Kraftwerke zeitweise stillstehen, kann dies den Fischen und der übrigen Fauna schaden.

    Gestresste Fauna
    Wie schon bei der letzten längeren Trockenphase im 2018 galt es, im heissen Sommer 2022 herauszufinden, welche Kraftwerke unerwünschte Schwall- und Sunk-Schwankungen hervorrufen. Wenn die Gewässerlebewesen ohnehin schon wegen zu wenig Wasser, hohen Temperaturen und schlechterer Sauerstoffversorgung gestresst sind, bewirken stark schwankende Wasserpegel eine zusätzliche Belastung. Fallen entsprechenden Abflüsse zu stark und zu rasch ändernd aus, sind sie überdies rechtlich unzulässig. Ein Eingreifen ist in solchen Fällen zwingend nötig.

    Die gute Nachricht: Ausser bei ausserordentlichen Umständen zeigen die Ausserrhoder Wasserkraftwerke keine solch unzulässigen Schwall/Sunk-Schwankungen mehr und müssen diesbezüglich auch nicht saniert werden. Dagegen sind zwölf Anlagen bezüglich Fischwanderung sowie vier Anlagen aufgrund Geschiebetrieb und Fischwanderung zu sanieren.

    Viele Projekte
    Entsprechend der Priorisierung in der kantonalen strategischen Planung konnte zwischenzeitlich bei acht Anlagen mit den Planungs- und Projektierungsarbeiten begonnen werden (Phase 2). Falls das Bundesamt für Umwelt grünes Licht für die Finanzierung gibt, können erste Anlagen im 2023 bereits mit der Umsetzung der Massnahmen beginnen. Es verbleiben vier Anlagen in Phase 1 (Verfügung zur Sanierungspflicht erhalten). Aufgrund der Erfahrungen der vorangehenden Projekte verspricht man sich dabei eine einfachere Abwicklung.

    Auch wenn es vorwärtsgeht, ist man gemessen am Zeitplan der strategischen Planung über den gesamten Kraftwerkspark gesehen in Verzug. Dieses Bild zeigt sich in fast allen Kantonen, da die Prozesse resp. Verfahren länger dauern, als ursprünglich angenommen. So zeigte es sich, dass fachliche Grundlagen zum Teil überholt waren oder sogar fehlten. Dies führt dazu, dass Grundlagenarbeit nachgeholt werden muss. 

    Dank Modernisierungsarbeiten bei anderen Anlagen und dem Ersatzneubau des langjährig stillgestandenen Kraftwerks Talmühle in Herisau, können die entsprechenden Verluste in der Energieproduktion glücklicherweise kompensiert werden. Das Potenzial für zusätzliche, rentable Wasserkraftwerke in Appenzell Ausserrhoden ist hingegen ausgeschöpft.

    Henrique Schneider 

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