Editorial von Dr. Philipp Gut

    Liebe Leserin, lieber Leser

    (Bild: zVg)

    Wir hoffen, dass Sie die schönen Sommertage der letzten Wochen geniessen konnten – ob hier in der Schweiz oder anderswo. Seit dem Aufkommen des neuzeitlichen Tourismus suchen die Menschen aus dem Norden der Alpen immer mehr die Sonne im Süden. Am Gotthard gab es dieses Jahr so viele Staus wie nie zuvor. Dabei ist es auch bei uns schön und warm – und phasenweise für unsere Breitengrade sogar heiss gewesen. Dieses Kaiserwetter gibt zu reden. Ist dafür die Erderwärmung verantwortlich? Oder ist es ein Kurzschluss, vom kurzzeitigen Wetter auf das langfristige Klima zu schliessen und umgekehrt? 

    Unser Kolumnist Adrian Schoop setzt sich mit dieser Frage auseinander. Er plädiert dafür, kühlen Kopf zu bewahren. Berichte über die «Ausglühung von halb Europa» hält er für übertrieben. Trotzdem müsse man den Klimaschutz ernst nehmen. Alarmismus könne sich kontraproduktiv auswirken. Wir sollten uns auf Massnahmen konzentrieren, die wirklich etwas bringen, schreibt Schoop. 

    Mit dem Ende der Sommerpause beginnt auch schon wieder der nächste politische Abstimmungskampf. Am 25. September stimmen wir unter anderem über die Massentierhaltungsinitiative ab. Die «Umwelt Zeitung» kommt ihrer Aufgabe als Forum für verschiedene, vielfältige Meinungen nach und präsentiert je einen promienten Vertreter des Ja- und des Nein-Lagers. Für die Pro-Seite plädiert Philipp Ryf, der Co-Kampagnenleiter der Initiative. Diese weise «den Weg hin zu einer standortangepassten Schweizer Landwirtschaft, die für eine ressourcenschonende und tierfreundliche Produktion steht». Konkret fordere die Initiative, «dass der Bund den Schutz der Tierwürde in der landwirtschaftlichen Tierhaltung sicherstellt», schreibt Ryf in seinem Beitrag. Dies sei heute nicht gewährleistet. Manche Tiere müssten unnötig leiden. Das Kontra vertritt der Aargauer Landwirt und SVP-Nationalrat Alois Huber. Er betont, dass es nicht auf die Anzahl der Tiere ankomme, sondern auf eine artgerechte Haltung. Ausserdem würden bei einer Annahme der Initiative die Importe von Fleisch aus ausländischer Produktion stark zunehmen. Dabei seien die Tierschutzstandards im Ausland viel schlechter als in der Schweiz. Letztlich sei es das Ziel der Initianten, «dass der Fleischkonsum stark zurückgeht und sich die Bevölkerung in der Schweiz in absehbarer Zeit nur noch vegetarisch oder vegan ernährt». 

    Neben den «Wundern der Natur» widmet sich die «Umwelt Zeitung» immer auch den «Wundern der Technik». In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die Wasserstofftechnologie vor, die das Potenzial hat, die Mobilität der Zukunft zu beeinflussen. Wir haben uns mit dem international tätigen Berater und Fachmann Matthias Braun über den Markt für synthetische Treibstoffe unterhalten. «Verbrennen ist nicht negativ. Es kommt darauf, was verbrannt wird!», sagt Braun. Die Verbrennermotoren von der Strasse zu verbannen, wie es die EU plant, hält Braun deshalb für eine schlechte Idee. Die Beschränkung auf rein batteriebetriebene Fahrzeuge sei nicht zielführend, so Braun. Mit den synthetischen, klimaschonenden Treibstoffen – den sogenannten E-Fuels – gebe es eine attraktive Alternative. «Ich sehe weltweit ein enormes Potenzial, das wir nützen sollten. Das zeigt nur schon der Bestand von weltweit über 1,3 Milliarden Verbrennungsmotoren und die wachsende Bevölkerung in Ländern ohne Elektro-Infrastruktur. Die Menge an Verbrennern wird in grossen Teilen der Welt nicht sinken, sondern im Gegenteil stark zunehmen. Nach unseren Prognosen ist das ein Milliardenmarkt», sagt Braun. Bis 2050 könnte die industrielle E-Fuel-Produktion den weltweiten Bedarf decken, ist er überzeugt. 

    Nachhaltigen Unternehmen mit zündenden Ideen bietet die «Umwelt Zeitung» in jeder Nummer eine Plattform. Viele solcher Unternehmen gibt es auch in unserer Region. Ein Beispiel, das wir Ihnen gerne vorstellen, ist die Brugg Group. Sie will mithelfen, mit ihren Technologien das Energiesystem zu transformieren. Dafür setze sie neben Innovation auch auf die Digitalisierung, erklärte CEO Dr. Stephan Wartmann im Gespräch. 

    Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und gönnen Sie sich zwischendurch einen erfrischenden Gump in eines der vielen wunderbaren Gewässer unserer Region. 

    Dr. Philipp Gut,
    Verleger

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